Nach mehreren Nachfragen, insbesondere von Betreibern von Ferienwohnanlagen, wurde dieses Thema auf dem Freifunk-Treffen im März 2019 erörtert.

Für den Betrieb des Freifunk-Netzwerks ergeben sich verschiedene Kostenstellen. Dabei lässt sich grundsätzlich unterscheiden zwischen dem Betrieb eines Freifunk-Routers und dem Betrieb der Freifunk-Server, mit denen sich die Freifunk-Router verbinden.

In diesem Artikel wird angenommen, dass keine Voraussetzungen gegeben sind. Alle Kostenstellen werden genannt. Möglichkeiten der Mitnutzung oder des ehrenamtlichen Einsatzes werden nicht berücksichtigt. Dadurch soll insbesondere verdeutlicht werden, was von allen Beteiligten geleistet wird, um das Freifunk-Netzwerk zu betreiben.

Betrieb eines Freifunk-Routers

Der Betrieb eines Freifunk-Routers setzt geeignete Hardware voraus. Die Freifunk-Firmware muss einmalig installiert werden. Es kann vorkommen, dass ein Freifunk-Router einen manuellen Eingriff benötigt, z. B. einen Neustart. Der Router muss mit Strom versorgt werden und in der Regel wird eine Internetanbindung vorausgesetzt.

Betrieb der Freifunk-Server

Aus dem Betrieb der Freifunk-Server ergeben sich zahlreiche Kostenstellen. Zu berücksichtigen sind Kosten für Serverhardware, Strom, einen Platz im Rechenzentrum, die Internetanbindung und die Administration.

Internetanbindung

Die Internetanbindung erfordert einen Port an einem Switch eines Anbieters. Dies sind beispielsweise Internet-Exchanges. Der BCIX bietet einen 1G Port für 200 € pro Monat zzgl. 500 € Setup an[1]. peering.cz hat ähnliche Preise veröffentlicht[2]

Neben dem Port, sollte mit mindestens einem Anbieter eine Transit-Vereinbarung getroffen werden. Preise sind oft nur auf Anfrage verfügbar. Die VeloxServ Communications Ltd wirbt mit einem Sonderangebot von 0,40 Britischen Pfund pro Mbps bis Ende Dezember 2020[3], also ca. 450 € für 1 Gbps. Effektiv stehen 500 Mbps zur Verfügung, da jede Datenübertragung am Freifunk-Server zweifach statt findet.

Daraus ergeben sich Kosten von

monatlich 650 €

einmalig 500 €

Rechenzentrum

Geeignete Anbindungen gibt es fast nur in entsprechenden Rechenzentren. Dort kann man sich einen Platz für einen Server mieten und den notwendigen Strom beziehen.

Den Platz kann man mit ca. 20 € / Monat für eine einzelne Höheneinheit kalkulieren und die Kilowattstunde mit ca. 28ct[4][5]. Wird ein sparsamer Server mit einer Stromaufnahme von 200 W angenommen, ergeben sich zusätzlich ca. 40 € / Monat für Strom.

Eine Einrichtungsgebühr wird sehr verschieden gehandhabt. Hier werden 100 € angenommen[5].

monatlich 60 €

einmalig 100 €

Hardware

Ein geeigneter günstiger Server kostet ca. 2000 €. Mit Nebenkosten wie Fahrtkosten und Crossconnects entstehen schnell zusätzliche Kosten von ca. 1000 € bis 2000 €. Insgesamt kann man mit 3500 € kalkulieren, wobei man eine große Varianz je nach System und Rechenzentrum berücksichtigen muss.

Die vollständige Einrichtung des Systems ist für einen erfahrenen Systemadministrator in 2-3 Arbeitstagen (20 Stunden) möglich. Wird ein Systemadministrator beauftragt, sind 120 € ein marktüblicher Stundensatz. Die Einrichtung hat also einen Gesamtwert von 2400 €.

Die Nutzungsdauer eines Servers beträgt ca. 5 Jahre. Die Ausgabe lässt sich daher als monatlicher Betrag ausdrücken.

(3500 € + 2400 €) / 60 Monate = 98,33 € / Monat

Also ca. 100 € pro Monat.

monatlich 100 €

Administration und Support

Der Kosten für den Support ist sehr schwer zu kalkulieren, da sie davon abhängen, wie sehr der Support in Anspruch genommen wird und welche SLAs vereinbart wurden.

Ein Anwender kontaktiert ungefähr ein Mal pro Monat den Support[6]. Ein Anwender ist im Kontext von Freifunk-Netzwerken schwer zu begreifen. Vereinfacht wird ein Freifunk-Router als ein Anwender angenommen.

Ein IT-Mitarbeiter betreut im Schnitt 105 Anwender, bei starker Streuung zwischen 5 und 1000[7]. Nehmen wir an dieser Stelle großzügig 200 Anwender an, also knapp die doppelte Anzahl. Größer als 200 Knoten soll eine Domäne nicht sein, da der Overhead sonst unverhältnismäßig stark steigt.

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass man einen IT-Administrator für den Mindestlohn von 9,50 € findet, ergibt sich bei einer monatlichen Stundenzahl von 173,33 Stunden ein Bruttolohn von 1646,64 €. Mit ca. 21 % Lohnnebenkosten ergeben sich Gesamtkosten von mindestens 1992,43 €, ohne Arbeitsmittel.

pro Domäne min. 2000 €

Gesamtrechnung

Eine Domäne soll nicht mehr als 200 Knoten haben. Die Anzahl der Domänen pro Server hängt von der geforderten Leistung ab. Bereits mit zwei Domänen stehen jeder Domäne nur noch 250 Mbps und jedem Knoten nur 1,25 Mbps zur Verfügung. Das ist 1/40 einer handelsüblichen 50 Mbps DSL-Anbindung. Eine höhere Leistung kostet entsprechend mehr.

Die Kosten für ein Hostsystem belaufen sich auf monatlich ca. 810 € und einmalig ca. 600 €, also pro Domäne 405 € und 300 € einmalig. Für Administration und Support müssen zusätzlich min. 2000 € pro Domäne und Monat berechnet werden.

Eine voll ausgelastete Domäne verursacht also Kosten von ca. 12 € pro Router und Monat. Aufgrund des steigenden Mindestlohns sind es im zweiten Halbjahr 2022 bereits knapp 13 € pro Router und Monat.

Einzelnachweise

  1. BCIX Produkte und Dienstleistungen. BCIX e.V., abgerufen am 16. Januar 2021.
  2. Services & Pricing. Peering.cz s.r.o., abgerufen am 16. Januar 2021 (Englisch).
  3. IP Transit. VeloxServ Communications Ltd, abgerufen am 16. Januar 2021 (Englisch).
  4. 1/8 Rack - Das Startup Rack. myLoc managed IT AG, abgerufen am 22. Januar 2021.
  5. 5,0 5,1 Colocation. Hetzner Online GmbH, abgerufen am 22. Januar 2021.
  6. Stefan Braune: Der Weg zum idealen IT-Support. IDG Business Media GmbH, 19. Januar 2012, abgerufen am 23. Januar 2021.
  7. Rolf Roewekamp: Ein IT-Mitarbeiter betreut 105 Anwender. IDG Business Media GmbH, 5.02, abgerufen am 15. Januar 2021.